4:5 – Funk zieht Konsequenz
Viktoria Griesheim: Fällt die Mannschaft auseinander?
RÜCKTRITT: Norbert Funk ist ab sofort nicht mehr Trainer des Fußball-Oberligisten Viktoria Griesheim – Folge eines Votums gegen seine Person im Griesheimer Gesamtvorstand. (Foto: Uwe Funk)
Als wäre die sportliche Situation von Viktoria Griesheim nicht schon schlimm genug, droht die Mannschaft nach dem Rücktritt von Norbert Funk nun auseinanderzufallen. Der Trainer des Fußball-Oberligisten, der erst kurz zuvor aus dem Osterurlaub zurückgekommen und von der Entwicklung in Griesheim überrascht worden war, zog am Dienstagabend die Konsequenz aus einem negativen Votum im Vorstand seiner Person gegenüber. Er beendete sein Engagement beim Tabellenletzten mit sofortiger Wirkung.
Erst vor wenigen Wochen hatte Funk sich mit dem Ersten Vorsitzenden Karl-Heinz Schecker sowie Sponsor und Vorstandsmitglied Hans-Günther Allers auf eine weitere Zusammenarbeit bei der Viktoria geeinigt. Gegen diese Entscheidung wehrte sich jetzt ein Teil des Gesamtvorstandes.
Die Begründung: Es sei nach der sportlich enttäuschenden Saison Zeit für einen Neuanfang, hieß es aus dem Umfeld des Vorstandes. Bei einer Abstimmung votierten daher fünf Vorstandsmitglieder (bei einer Enthaltung) gegen eine Vertragsverlängerung mit Norbert Funk – vier waren für einen Verbleib des Trainers.
Bei diesem Ergebnis allerdings sah der Coach nicht mehr den nötigen Rückhalt im Verein und vollzog die Trennung. „Dies war für mich der Punkt, an dem ich gesagt habe: Jetzt reicht es, Jetzt ist Schluss“, sprach Norbert Funk.
Zwar sollte dem Trainer am heutigen Donnerstag in einer neuerlichen Vorstandssitzung eine „goldene Brücke“ gebaut werden. Doch dieser Termin scheint hinfällig. „Mein Entschluss steht. Es wird keinen Rückzieher geben“, machte Funk deutlich.
Sein Fürsprecher Karl-Heinz Schecker bedauerte die Entscheidung des Trainers. Nach mehreren Jahren des Erfolges mit Funk könne man nicht nach einem dreiviertel Jahr Misserfolg kommen und sagen, es sei alles nichts gewesen.
„Die ganze Entwicklung lag aber auch an uns, weil wir im Vorstand ein bisschen blauäugig waren, zu glauben, wir könnten die Oberliga mit diesen Spielern halten. Eine Menge unserer Spieler sind nicht oberligatauglich. Aber das sage ich auch für unseren Vorstand.“ Eigene Konsequenzen schloss Schecker nicht aus. „Ich werde sicher nicht von heute auf morgen aufhören, sondern bis zum Ende der Wahlperiode im April 2005 weitermachen. Aber der Verein muss sich schon Gedanken um einen neuen Vorstand machen.“
Hans-Günther Allers, der bei der Sitzung nicht anwesend war, meinte derweil: „Das ist das erste Mal, seitdem ich dabei bin, dass wir so eine Situation bei der Viktoria haben. Wir dachten, die Angelegenheit mit der Vertragsverlängerung sei erledigt.“ Die Gefahr, die Viktoria könnte dadurch Schaden nehmen, sehe er allerdings nicht. „Ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft nicht auseinanderbricht“, sagte der Sponsor.
Norbert Funk („Der Aufbau ist sehr stark gefährdet. Das Ganze steht auf wackligen Füßen“) und auch Torhüter Helmuth Mieth sind da anderer Meinung. Eigentlich wollte die Viktoria aus der verkorksten Saison in der Oberliga, aus der sich Griesheim nach nur einem Jahr wieder verabschieden wird, ihre Lehren ziehen und gestärkt in die Landesliga gehen.
„Aber wir müssen mal sehen, wie es überhaupt weitergeht. Einige werden vielleicht jetzt schon ihre Sachen packen, andere am Ende der Runde“, befürchtet Mieth. Der 37 Jahre alte Schlussmann hatte wie einige seiner Mannschaftskameraden den Aufstieg der Viktoria von der Bezirksoberliga bis in die Oberliga binnen drei Jahren mitgemacht.
Trainer in dieser Zeit: Norbert Funk. Daher würden auch viele Spieler ihr Engagement bei der Viktoria mit dem Coach verknüpfen. „Es wird wohl einen Bruch geben. Die Mannschaft kann das Hickhack gar nicht nachvollziehen“, sagte der Routinier weiter. Überdies: Potenzielle Neuverpflichtungen für die nächste Runde hätten nach den Wirrungen bereits abgesagt.
Wer die Viktoria jetzt und künftig trainieren wird, ist offen. Aktuell sei angedacht, dass erfahrene Spieler wie Helmuth Mieth oder Ivan Zarko das Training leiten sollen. Nur, so der Griesheimer Schlussmann, „fehlt nach dieser Geschichte die große Motivation.“
Quelle (Darmstädter Echo, Oliver Strerath
14.4.2004)
